Der Wetterbericht verheißt nichts Gutes.
Wind der Stärke 4-5 aus Nordost bedeutet, dass das Angeln auf dem
offenen Meer dieses Jahr wahrhaftig ins Wasser fällt. Dennoch freuen
sich die Jugendlichen auf die all jährige Jugendtour des ASV’s nach
Tregde in Norwegen. Immerhin eine wunderschöne Schärengegend, die auch
bei stärkeren Wind die eine oder andere geschützte Bucht hinter einer
Insel bietet um einen Dorsch, Leng oder auch Lumb an den Haken zu
bekommen.
Unser ständiger Begleiter für die nächsten 4 Tage war der Regen, der
uns schon auf der Fahrt durch Dänemark fest im Griff hatte. In einer
Kolonne mit 5 Wagen sind wir mit den Sportsfreunden des Preetzer
Angelvereins Richtung Hirtshals zur Fähre unterwegs, die wir dann auch
nach ca. 5 Std. erreichen. Insgesamt waren 8 Jugendliche dabei, die
schon auf der Überfahrt nach Norwegen Ihre erste Hürde nehmen musste.
Der Seegang bracht die stattliche Fähre das eine oder andere Mal heftig
ins Schwanken, so dass Festhalten angesagt war um nicht von Backbord
nach Steuerbord zu rutschen.
Gegen 17:00 erreichten wir Tregde und in Windeseile wurde das Gepäck,
Verpflegung und Gerät in den Wohnungen verstaut. Die Ersten zogen es
schon ans Wasser und versuchten mit leichten Spinnruten Makrelen
nachzujagen. Nach kurzer Zeit hatten Jakob und Jens die ersten Makrelen
vom Steg aus gefangen. Es ist nicht schwer zu erraten was es zum
Abendessen gab. Nicht nur die Erwachsenen sondern ausnahmslos auch die
Jugendlichen verschlangen die leckeren gebratenen Makrelenfilets. Es
sollten nicht die letzten sein und wie es sich für einen Angeltörn
gehört gab es neben anderen Leckereien eben auch jeden Tag Fisch.
Tag eins startete mit dem angekündigten Regen und wir suchten uns eine
geschützte Bucht in den Schären. Dort begann der Run auf die Makrelen.
Diesen Fisch mit einer leichten Spinnrute zu fischen ist unglaublich
spannend und jeder, der es probiert hat weiß, warum die Makrele als
Minitunfisch bezeichnet wird. Schnell merkte Felix, das fünf Haken und
ein Pilker zu viel des Guten war. Es schmälerte nicht die Beislaune der
Makrelen sondern animierte Makrele offensichtlich dazu aus einem
Makrelenvorfach einen einzigen Knoten zu produzieren, den auch der
eifrigste Entfesselungskünstler nicht auseinander bekommen hätte. Jakob
wechselte auf einen einfachen Spinner und Felix angelte mit drei statt
fünf Haken weiter. Auch wenn man die Makrelen immer wieder suchen
musste, was sich durch ständiges Nachfragen nach der Fangtiefe
bemerkbar machte haben die Kids durchgehend Makrelen gefangen. Justin
hatte an diesem Tag den größten Fang gemacht. Ihm ging ein 68 cm Dorsch
an den Haken und es hat ihm mächtig gefreut diesen seinen
Altersgenossen stolz zu präsentieren. Wer viele Fische fängt muss viele
Fische verarbeiten. Auch hier zeigten sich die Jugendlichen durchaus
auf dem Niveau der Erwachsenen, die zu keinen Zeitpunkt ernsthaft
einschreiten mussten als es darum ging die Fische zu filetieren,
säubern, einzufrieren und in Tüten zu verpacken. Gut gemacht Jungs! Der
Regen hatte unsere Kleidung zwar durchnässt, aber wir konnten die
Floatingsanzüge und das Schuhwerk in der zur Ferienanlage dazugehörigen
Trockenkammer wieder trocknen.
Der zweite Tag war wie sollte es anders sein,wieder vom Dauerregen
bestimmt. Trotz des anhaltenden Regens ist keiner auf die Idee
gekommen, den Tag an Land zu verbringen. Heute wollten wir die berühmte
Heringsbucht beangeln. Die Heringsbucht ist ein mystisches Phänomen,
dass nicht so recht zu erklären ist. Von den frühen Morgenstunden an
bis ca. 10:00 Uhr ist der Name der Bucht Programm. Normalerweise halten
sich hier unzählige Heringe auf. Nur der Gedanke daran einen Haken ins
Wasser zu lassen, bescherte in den vergangen Jahren ein Paternoster
voller Atlantikheringe. Heringe die nicht selten eine Länge von 40 cm
aufweisen. Nur dieses Jahr bietet die Heringsbucht, die auf der
Seekarte sogar mit einem markanten „H“ versehen ist nicht das, was sie
die letzten Jahre geboten hat. Es wurde kein einziger Hering in dieser
Bucht gefangen. Von der Heringsbucht aus zeigte sich das offenen Meer
durch eine peitschende Brandung, die gegen die Felsen der vorgelagerten
Inseln katapultierten. Auch nur der Versuch aufs offenen Meer zu fahren
wäre nicht zuletzt an der heftigen Strömung, die den Köder nicht zum
Grund gebracht hätte und der anhaltenden Dünung von ca. 2 m, die wenig
Spaß macht gescheitert. Wir setzten unsere Fahrt Richtung Westen fort,
um uns so von dem heftigen Nordostwind zu schützen. In einer
geschützten Bucht angekommen, stellte sich der Fangerfolg vom gestrigen
Tag wieder ein. Gegen Mittag machten wir uns mit voller Ladung Richtung
Heimathafen und versorgten dort die Fische. Die Jugendlichen
entschieden sich dazu den Rest des Tages vom Steg aus zu angeln während
die Erwachsenen rund um einen 20m Unterwasserberg ihr Glück versuchten.
Nach mehreren erfolglosen Ködereinsätzen versuchten wir es mit einer
Naturködermontage und 200 Gramm Gewicht. Rolf konnte tatsächlich nach
wenigen Driften seinen ersten Pollack landen. Nach weiteren Driften
verspürte Rolf einen heftigen Rück und vermutete, dass die Montage sich
im Fels verfangen hatte. Es folgten weitere Zupfer und die Bremse der
Rolle fing an zu kreischen. Nach anstrengenden Drill konnte Rolf einen
ca. 70 cm. Dorsch an Bord befördern. Das war ein guter Zeitpunkt den
Angeltag zu beenden. Die Jugendlichen konnten überraschenderweise einen
Pollack und mehrere Flundern, Klieschen und Schollen überlisten.
Am dritten Tag wurde mit den Jugendlichen der 20m Berg nochmals
angefahren. Jakob konnte eine große Artenvielfallt an diesem Tag
vorweisen. Neben diverser Makrelen, vereinzelnder Herringe folgten ein
Pollock, ein stattlicher Seehecht, ein fast 1m langer Leng, sowie ein
70 cm Dorsch. Neben diesen tollen Fängen lies zu aller Freude der Regen
nach und wie sich zeigen sollte blieb er uns die restlichen drei Tage
fern. Zudem ließ der Wind, auch wenn er noch für die großen Tiefen zu
stark war auf ein erträgliches Maß nach. Jakob spendierte sein Leng-
und Dorschfilet, das die Jugendlichen sich haben schmecken lassen.
Zum ersten Male kein Regen, als wir am vierten Tag Richtung Fanggründe
aufgebrochen sind. Dieser Tag stand voll unter dem Motto des
Naturköderangelns. Nach einem weiteren erfolglosen Abstecher zur
Heringsbucht wurden erneut die sicheren Buchten der Schärengegend
aufgesucht. An diesem Tag bedurft es aufgrund der starken Drift eines
500 Gramm Gewichtes. Nur so konnte der Köder halbwegs am Grund gehalten
werden. Leichtes Angelgeschirr hatte bei bis zu 150m Wassertiefe keine
Chance. Es wurde Durchweg mit 30- 50lbs Inlinerruten geangelt, die mit
einem Oktopuspaternoster und Makrelenfilets bestückt war. Eine
Multirolle mit ca. 500m 30 lbs Schnur war Pflicht. Wie es sich für
Jugendliche gehört wurde mit reiner Muskelkraft geangelt und die Kids
merkten schnell was es bedeutet eine 500 Gramm Montag aus 150 m
Wassertiefe und 300m Schnur nach oben zu befördern. Auch hier sei
nochmals lobend angemerkt, dass es keinen Mucks kein Meckern kein
Murren gab. Alle Jugendlichen hielten durch auch wenn die Arme noch so
wehtaten. Mal wieder wurde Jakob schon bei der zweiten Drift mit einem
80er Dorsch und gleich darauf mit einem 70er Pollack belohnt. Zwei
Fische die er sich wirklich erarbeitet hat. Sein Vater konnte an diesem
Tag einen stattlichen Lumb von 1m Länge und 9kg Gewicht an Bord holen.
Zudem wurden Makrelen gefangen, die nach wie vor eine echte
Herausforderung an der leichten Spinnrute sind.
Die Wolkendecke riss auf und es zeigte sich vereinzelt die Sonne. An
diesem Tag wurde der „Pollackberg“ angefahren. Neben Makrelen konnten
kleinere Köhler von 40cm den Köder nicht verschmähen, so dass wir uns
entschieden auf Naturködermontage umzusteigen. Es wurde ein 1 m langer
Pollack und 9 kg schwerer sowie eine weiterer 70 cm langer Pollack an
diesem Tag gefangen. Alfred und Jens berichtete an diesem Tag von
heftigem und sehr anstrengenden Drill. Leider konnte er nur erahnen,
was an seinem Haken hing denn nach ca. 30 min. verlor er den Fisch,
der mit heftigen Ruckbewegungen Alfred und Jens im Atem hielten. Allen
Schilderungen zu folge konnte es nur ein Heilbutt sein, der durchaus
wenn auch selten in der gegen von Tregde gefangen wird.
Der letzte Tag war nur eine halber Tag auf See, da gegen 15:00 die
Boote getankt und gereinigt an der Pier stehen sollte. Jakob und Felix
machten sich mit mir zum Leuchtturm auf. Der Wind frischte wieder auf,
so dass wir hinter einer Insel unser Glück versuchten.- Das Echolot
zeigte eine markante Sichel nach der anderen an. Und so war es mal
wieder Jakob, der mit feiner Spinnrute einem weißen Gummiaal und nur 20
Gramm Gewicht den ersten Pollack haken konnte. Er wechselte die den
Köder diverse Male von Weiß auf Rot von „No Action“ auf Schaufel und
sogar Wobbler und konnte mit dieser Taktik drei weiter stattliche
Pollack landen.
Alfred und Jens vermeldeten ebenfalls tolle Fänge. Ihnen ging ein
großer Dorsch ein fast 1m Leng sowie diverse Pollack an den Haken. Den
Rest des Tages verbrachte wir mit der Reinigung des Bootes und Packen
für den Abreisetag.
Es ist fast schon Tradition, dass die Angler, die das erste Male
Norwegen besuchen ein Bad im Meer nehmen. 3 Jugendliche und ein
Erwachsener stiegen unter Aufsicht ins nasse Kalt um mit
Lichtgeschwindigkeit wieder aus dem Wasser zu steigen und sich unter
die warme Dusche zu stellen.
Es bleibt noch anzumerken, dass ein Boot (Dieselschnecke) einen
Wellenschaden zu beklagen hatte, welches von einem weiteren Boot aus
unserer Flotte sicher in den Hafen Geschleppt wurde.
Leider gibt es nicht nur Gutes zu Berichten. In den Tagen mussten wir
mit Kopfschütteln feststellen, das Gäste über Gebühr Makrelen geradezu
im Akkord und im Stile einer Fischfabrik fingen, verarbeitet und
verpackten. Das war eindeutig zu viel und wird sicherlich den Ärger der
Einheimischen und der restlichen Angler auf sich ziehen. Von daher sei
angemerkt, dass die Kontrollen an der Grenze zu recht durchgeführt
werden und man kann nur hoffen, dass die, die mehr als die erlaubten 15
kg Fischfilet mitnehmen Ihre Strafe ableisten müssen.
Herzlichen Dank an Oli für die perfekte und reibungslose Organisation
sowie den zahlreichen Tipps und dem Angelmaterial, welches insbesondere
den Newbies zu Gute kam.
Auch vielen Dank an die vielen Helfer, die den Einkauf, die Fahrt und vieles mehr übernommen haben.